Ein seltener Fall von autosomal-rezessiver Muskelerkrankung
Etwa 10 Jahre später machte sich auch eine Beeinträchtigung der Oberarm- und Schultermuskulatur – mit Ausbildung der typischen Scapulae alatae beim Armhebeversuch – bemerkbar. Eine zweite Muskelbiopsie wurde 1988 an einer weiteren Universitätsklinik entnommen. Jetzt wurde eine dystrophische Myopathie mit „hochgradigen interstitiellen Umbauvorgängen und regressiven Faserveränderungen" diagnostiziert. Dieses Bild spricht für eine Fazio-scapulo-humerale Dystrophie, FSHD, oder eine Form von Gliedergürtelmuskeldystrophie (limb-girdle muscular dystrophy, LMGD). Da die LGMD sich schon damals als genetisch außerordentlich heterogen darstellte, wurde keine weitere Diagnostik veranlasst. Im Jahr 2009 erlitt der Patient einen Oberschenkelhalsbruch links und ist seitdem an den Rollstuhl gebunden. Jetzt bestehen eine ausgeprägte Skoliose und Schulterschiefstand – ohne fremde Hilfe ist der Patient nicht mehr geh- oder stehfähig. Die Oberarmelevation ist nur bis ca. 15-20 Grad möglich, die mimische Muskulatur nicht beeinträchtigt, Pfeifen möglich. Es besteht keine kardiologische Beeinträchtigung, jedoch schläft der Patient aufgrund von Atemschwierigkeiten unruhig. Familienanamnestisch ist eine gesunde Schwester bekannt, die Eltern waren betreffend Muskelerkrankungen unauffällig, der Vater ist mit 76 Jahren verstorben. Eine Schwester des Großvaters mütterlicherseits war mit einem Mann aus demselben kleinen Dorf verheiratet und hatte zwei Kinder mit einer unbekannten Muskelerkrankung (siehe Stammbaum).
Abbildung 1: Stammbaum der im Text besprochnenen Familie
- Ein seltener Fall von autosomal-rezessiver Muskelerkrankung
- Muskel-Gen-Panel-Untersuchung
- Bedeutung für die Töchter?
Diesen Beitrag teilen

0731 - 98 49 00
oder direkt über unsereStandorte