Diagnosestellung bei schwerer Entwicklungsstörung mit epileptischer Enzephalopathie durch TRIO-Whole-Exome-Analyse

Dr. med. Maren Wenzel
Erste Vorstellung in der Syndromsprechstunde im Alter von einem Jahr:

Emma wurde uns zum ersten Mal im Alter von einem Jahr in der Syndromsprechstunde vorgestellt. Das freundliche Mädchen mit relativer Mikrozephalie zeigte keine wesentlichen Dysmorphien, lediglich die rechts etwas schmälere Ohrmuschel als links sowie enge und kleine Lidspalten fielen auf. Sie zeigte keine Reaktion auf visuelle Reize, lautierte Töne und Geräusche aber noch keine Silben. Es lag eine ausgeprägte muskuläre Hypotonie vor. Den Kopf konnte sie in Bauchlage halten, aber weder in Stütz gehen noch greifen.
Die Eltern berichteten, dass es bei Emma im Alter von 4 Monaten erstmals zu ausgeprägten epileptischen Anfällen kam. Eine Schädel-MRT-Untersuchung sowie eine Untersuchung der Nieren und des Herzens ergaben keine wesentlichen Auffälligkeiten. Das Gehör war unauffällig, aber es wurde der Verdacht auf Blindheit bei unauffälliger Morphologie des Auges und der Netzhaut gestellt. Emmas psychomotorische Entwicklung verlief stets deutlich verzögert. Ihr Wachstum verlief in den Perzentilen, jedoch bestand durchgehend eine relative Mikrozephalie.

Array-CGH Analyse und Epilepsie-Panel:

Wir führten eine array-CGH Analyse incl. einer MLPA-Analyse im SNRPN-Gen sowie eine molekulargenetische Diagnostik mit unserem Genpanel „Epilepsie" durch. Sowohl die array-CGH als auch die Gen-Panel-Untersuchung ergaben einen unauffälligen Befund. Im SNRPN-Gen wurde sowohl ein mütterliches als auch ein väterliches Allel nachgewiesen. Somit ergab sich auch kein Hinweis auf ein Angelman-Syndrom.
Solange die Ursache von Emmas Erkrankung nicht geklärt wurde, konnten wir den Eltern gegenüber auch keine Einschätzung zu einem möglicherweise erhöhten Wiederholungsrisiko für weitere Kinder geben.

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