Myotone Dystrophien

Myotone Dystrophie Typ 1 (Curschmann-Steinert-Syndrom)
Des Weiteren können Hautveränderungen, reduzierte Funktionen innerhalb des Immunsystems und Beeinträchtigungen der geistigen Fähigkeiten hinzukommen. Aufgrund der enormen phänotypischen Variabilität der DM1 werden in der Regel drei klinische Formen zur Beschreibung des Krankheitsbildes unterschieden:
- die adulte Form, die sich in der Regel erst im hohen Alter entwickelt und sich vorwiegend durch eine Linsentrübung und eine Ptosis äußert,
- die klassische Form, die im frühen Erwachsenenalter auftritt und durch Myotonie, „Facies myotonica“ und die beschriebene extramuskuläre Symptomatik charakterisiert ist,
- die kongenitale Form, die sich teilweise bereits intrauterin manifestiert. Diese Form geht nach der Geburt meist mit schweren Muskelhypotonien („floppy infant“ und zeltförmig offenstehender Mund) sowie geistigen Beeinträchtigungen einher. Dabei tritt die konge- nitale Form der DM1 fast ausschließlich dann auf, wenn das verlängerte Repeat von der Mutter stammt.
Erst 1992, ein Jahr nach der Entdeckung des neuen Mutationstyps „Trinukleotid-Repeat-Expansion“ beim fragilen X-Syndrom, konnte die genetische Ursache der DM1 identifiziert werden. Sie liegt in einer abnormen Verlängerung des CTG-Repeats in der 3‘ untranslierten Region im letzten Exondes DMPK-Gens (Dystrophia myotonica Proteinkinase), welches sich auf dem langen Arm des 19. Chromosoms befindet (vgl. Brook et al.). Während sich bei gesunden Kontrollpersonen 5–37 CTG-Einheiten im DMPK-Gen nachweisen lassen, ist die Anzahl der CTG-Repeats bei Betroffenen viel höher: Sie weisen mindestens 50 CTG-Repeats auf, wobei in einigen Fällen sogar Repeatlängen von bis zu etwa 4000 beschrieben wurden. Aufgrund der dominanten Vererbungsweise liegt das Erkrankungsrisiko für die Nachkommen von Betroffenen bei 50 %. Bei der Vererbung ist das Phänomen der klinischen Antizipation seit langem bekannt: So tritt die Erkrankung von Generation zu Generation früher auf und erschwert sich zunehmend. Dabei besteht eine gewisse Korrelation zwischen der Repeatlänge und der klinischen Ausprägung der Erkrankung. Bei Patienten, die im Erwachsenenalter erkranken, findet sich meist ein kurzes CTG-Repeat, wohingegen sich bei kongenital betroffenen Kindern in der Regel ein Repeat mit über 500 CTG-Einheiten nachweisen lässt. Da die Übergänge fließend sind, können keine sicheren prädiktiven Aussagen bezüglich der klinischen Form getroffen werden, insbesondere nicht im Rahmen einer Pränataldiagnostik.
Myotone Dystrophie Typ 2 (PROMM)
Genetische Instabilität bei Myotoner Dystrophie Typ 1 und Typ 2
Differentialdiagnostische Aspekte
Bei Verdacht auf DM2 sollte aus differentialdiagnostischer Sicht auch eine nicht-genetisch bedingte Polymyositis in Betracht gezogen werden. Auch andere genetisch bedingte Krankheiten, wie die adulte Form des Morbus Pompe oder eine Gliedergürtel-Muskeldystrophie müssen in Betracht gezogen werden. Andere seltene Myopathien, wie beispielsweise eine Einschlusskörper-Myopathie oder die Mitochondriopathien, weisen zum Teil ebenfalls Symptome einer DM1 bzw. einer DM2 auf, werden aber in der Regel erst nach Ausschluss der häufigeren DM1 bzw. DM2 analysiert. Für die kongenitale Form der DM1, insbesondere im Hinblick auf Neugeborene mit einer „floppy infant“-Symptomatik, sollte auch das Prader-Willi-Syndrom oder eine Spinale Muskelatrophie in Betracht gezogen werden.
Molekulargenetische Diagnostik der DM1 und der DM2

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